Warum haben wir das alles nur gemacht: Härte, Durchhalten, Schmerz, der ganze jugendliche Kampf und Wettstreit um Können und Disziplin mit dem Ziel klassische Tänzer*innen zu werden? Drei Jahrzehnte später blicken nun vier ehemalige Ballett-Tänzer*innen und ein Performance-Kollege als Gäste einer Gala des „Alten Hasen“ Lajos Talamonti, anlässlich seines 38. Bühnenjubiläums, zurück auf die Zeit ihrer gemeinsamen künstlerischen Prägung. In den Körpern ist die Erinnerung an die Strukturen noch wach, der Dämon der Suche nach Perfektion und universeller Schönheit, nach unbeschreibbarer Körper-Poesie ist immer noch lebendig, aber das Leben hat komplett neue Seiten geschrieben: voller Widersprüche, Neuanfänge, Perspektivenwechsel. Kunst und Leben haben sich unauflöslich vermischt und aufeinander abgefärbt. In einem letzten gemeinsamen Tanz machen sie, auch durch die zeitliche Distanz, die starren Strukturen der Klassik biegsam und erzählen vom Leben als oft überraschender Schule, deren Methode jeder täglich neu für sich erfinden muss. Die Suche nach dem „Ausdruck“, einst obsessiv einstudiert nach präzisen Regeln, verlagert sich so auf offenes Terrain und lässt auch die Frage nach dem „Stil“ in neuem Licht erscheinen.
LAJOS TALAMONTI arbeitet seit 1996 in der freien Szene in Berlin und in wechselnden Formationen mit einer Vielzahl von Künstler*innen und Gruppen zusammen. Die Sophiensæle sind seit 1999 ein zentraler Ort seines Wirkens. Zuerst als Mitglied der Gruppe Nico and the Navigators, dann durch eigene Arbeiten und die Mitwirkung bei zahlreichen Kolleg*innen, seit 2013 als Mitglied der Gruppe Interrobang. In den vergangenen Jahren gab es immer mal wieder kleine Ausflüge in die Ausdrucksform „Tanz“, in der er eigentlich ausgebildet wurde: In Corinne Maiers The End of the World, vor allem Jérôme Bels Gala. Alter Hase ist Lajos Talamontis erste und wahrscheinlich letzte Tanzproduktion. Er hat dazu Tänzer*innen und Bewegungskünstler*innen eingeladen, die ihn bei dieser Erinnerungsarbeit als Ehrengäst*innen begleiten. Mit allen Geladenen verbindet ihn eine persönliche Geschichte. Sie sind also mehr als nur ehemalige (Ballett-)Tänzer*innen.
TANZ PERFORMANCE Christine Bombosch, Martin Clausen, Marc Geifes, Brit Rodemund, Lajos Talamonti KONZEPT, KÜNSTLERISCHE LEITUNG Lajos Talamonti CHOREOGRAFIE Berit Jentzsch DRAMATURGIE Werner Waas AUSSTATTUNG Katharina Kromminga Outside Eye Corinne Maier PRODUKTION Olaf Nachtwey TECHNISCHE LEITUNG Dirk Lutz Mit besonderem Dank an Heinz Manniegel, Hannah Miller, Martin Puttke, Dagmar Springer, Johanna Wall
Eine Produktion von Lajos Talamonti in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE. Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Mit freundlicher Unterstützung der Heinz-Bosl-Stiftung. Medienpartner: Berlin Art Link, taz.die tageszeitung, tipBerlin