Cora Rudy van Dongen Frost/ Franz Reimer
Sogar dein Tod war ein Geschenk
Eine Séance für Walter Ladengast
Performance/Cinema/Installation
Oktober 21 | 21.00 Uhr
Oktober 22 | 18.00 + 21.00 Uhr
Oktober 23 | 18.00 + 21.00 Uhr
Oktober 24 | 18.00 Uhr
Hochzeitssaal
15/10€
Auf Deutsch

Jutti und Walter Ladengast! Ich war 5 oder 6 und habe meinen Bruder immer mitgeschleppt zu ihnen; sie wohnten ein Stockwerk unter uns. Wir saßen da und ich war so schüchtern und wir guckten uns nur an. Geredet wurde wenig. Und das wurde eine Liebe, eine totale Liebe, eine große Liebe! Walter und Jutti Ladengast. Er war Schauspieler (z. B. bei Werner Herzog), sie Goldschmiedin. Und ich war oft dort, in ihrer leeren Wohnung ohne Teppiche und Tapeten – nur Bauhausmöbel und ein paar Bilder. Das war ein Skandal zu der Zeit. So wollte ich auch sein. Arm. Ohne Teppich. Mit Bildern. Und einem Hibiskus mit einer feuerroten Blüte. Sie haben früher in einem Atelier in Wien gewohnt und mir viel erzählt über die Zeit in Wien. Und sie haben mir viel beigebracht. Die Liebe zum Leben. Die Kunst. Die Muppetshow. Den Blick. Wein trinken aus kleinen Gläsern. Den Tod. Auch Walters Tod war ein Geschenk. Ihm auch da so nahe sein zu dürfen. Nie werde ich die beiden vergessen. (Cora Frost)

Dieser Abend erzählt die Geschichte einer Freundschaft. Der Freundschaft zwischen Cora Frost und Walter Ladengast, dem Schauspieler, Lyriker, Maler, Fotokünstler und nicht zuletzt Nachbarn aus Coras Kindertagen, der 1980 im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Mit seinen Bildern und Gedichten war er nicht nur ein Chronist seines Lebens, sondern fast eines ganzen Jahrhunderts: „Inmitten der steten Umwälzungen und Katastrophen zeugt sein sehr privater Blick von einem unbeirrbaren Festhalten an der Schönheit, am Menschen, an der Kunst und am Leben selbst.“ (Franz Reimer) In einer Séance für und mit ihm lauschen wir seiner Stimme und beobachten, wie seine Bilder und Fotografien sich zu einem langsamen Lebensfilm formen, der ruhig an uns vorbeifließt. Zwei Leben auf seltsame Weise im Rückblick verknüpft. Eine zufällige Seelenverwandtschaft.

Sogar dein Tod war ein Geschenk dauert ca. 2 Stunden. Die erste Stunde besteht aus einer Performance in deutscher Lautsprache. Eine Inhaltsangabe/Einführung in englischer Sprache finden Sie im Abendzettel. Darauf folgt eine Installation bestehend aus vier Filmen, während der sich die Zuschauer*innen im Raum bewegen können. Die Lichtsituation ist insgesamt eher dunkel, an einer Stelle gibt es ein „Blitzlichtgewitter“. In den Vorstellungen 21. und 24.10. wird es kurz sehr laut. Gehörschutz wird bereitgestellt. Als Sitzgelegenheiten stehen niedrige Drehhocker bereit. Für alle, die eine andere Sitzmöglichkeit benötigen, stehen zwei Stühle mit Lehnen sowie ein Sitzsackplatz zur Verfügung. Der Sitzsack- sowie ein Rollstuhlplatz können nach Verfügbarkeit telefonisch reserviert oder im Online-Ticketshop sowie an der Abendkasse gekauft werden können. Die Informationen zur Barrierefreiheit werden laufend aktualisiert. Bei Fragen oder für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Gina Jeske unter oder 030 27 89 00 35.

CORA RUDY VAN DONGEN FROST arbeitete von 1981 bis 1988 als Tänzer, Herrendarsteller, Performance-Künstler und Autor. Während dieser Zeit bewegte Cora sich zwischen Nachtclubs und Nationaltheater und inszenierte eigenwillig-schräge Shows. Seit 1978 präsentiert er seine Liederabende bundesweit auf Tournee und weltweit auf Gastspielreisen u. a. in São Paulo, im Opernhaus von Manaus (Brasilien), in Paris, Amsterdam, Barcelona, Mexico-City sowie mit Tim Fischer im Duett-Abend durch Syrien, Ägypten und Sudan. Als Tänzer zog es ihn nach Florida, Chicago und New York. Als Schauspieler arbeitete er u. a. mit Hans Kresnik, Adriana Altaras, Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola und ging mit Das Helmiauf Brasilien-Tournee. Weiter arbeitete er mit Georgette Dee, der Popette Betancor, dem Obdachlosentheater Ratten o7, Jim Avignon, den Klezmatics, Manuela Riva, Wolfgang Müller, Gianna Nannini und Marianne Sägebrecht. Der Film Paradiso – 7 Tage mit 7 Frauen, in dem er neben Hans Zischler und Irm Hermann zu sehen war, erhielt 2000 den Silbernen Bären der Berliner Filmfestspiele für das Schauspieler*innenensemble. Seit 2004 arbeitet Cora Frost neben seinen Tourneen als Singer-Songwriter verstärkt für das Puppentheater Das Helmi, als Performancekünstler und fürs Musiktheater. Seit 2012 zeigt er Arbeiten in den Sophiensælen. www.corafrost.de

FRANZ REIMER (*1977) entwickelt und realisiert als Medien-Künstler und Kurator seit vielen Jahren experimentelle Ausstellungssituationen und Architekturen für Medienkunst. Seine Arbeiten werden national und international in Ausstellungen und auf Medienkunstfestivals gezeigt. So ist seine Installation THE SITUATION ROOM 2014 in der Ausstellung SCHWINDEL DER WIRKLICHKEIT in der Akademie der Künste Berlin und 2019 im Kunsthaus Graz zu sehen gewesen. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen und künstlerischem Austausch bespielt er zunehmend auch die Bühnen des Theaters und des Films.

KONZEPT, BÜHNE, PERFORMANCE, REGIE Cora Rudy van Dongen/Frost KONZEPT, BÜHNE, FOTOARCHIV, VIDEOINSTALLATION Franz Reimer LICHTDESIGN, TONBANDARCHIV Melody Müller SOUNDDESIGN VIDEO Sven Ihlenfeld/Propellersound KOSTÜM, SUPPORT Sebastian Ellrich FILM TANZ TOD, CORA Peter van Heesen KüNSTLERISCHE MITARBEIT Florian Loycke TREE OF LIFE ON THE WALL Maria Walser LIVEMUSIK SambaBandFuriosa DANK AN Friedemann Beyer, Ernie Mangold, Werner Herzog und Lucki Stipetic (Werner Herzog Film Gmbh), Peter Mänz (Deutsche Kinemathek), Christian Frosch, Lilo und Jochen Hartmann, Martin Stiefermann, MS Schrittmacher, Schloss Bröllin e.V., Marcin, der Salatfee Nicole, Ulrich dem Papiersammler, allen meinen Freund*innen für Zuversicht und Unterstützung meiner Abend und allen Haustechniker*innen, dem Abenddienst, der phantastischen Crew der Sophiensæle, und Francesca, Andrea und Fabian!

Eine Produktion von Cora Frost in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE im Rahmen des Festivals Coming of Age. Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds. Dieses Projekt war Teil des Residenzprogramms von Schloss Bröllin e.V., gefördert durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Landkreis Vorpommern-Greifswald. Medienpartner: Berlin Art Linktaz. die tageszeitung, tipBerlin