Dieses Hospiz ist eine Düne, eine Nachbarschaft, ein Ozean, ein Essen, ein Club, eine Orgie, ein Kino, ein Kreuzfahrtgebiet, ein langer Flug und eine lebenslange Umarmung. Dieses Hospiz ist wir, sie, unsere, keine und eure. Dieses Hospiz ist unbekannt und wird sich auch weiterhin verändern.
In ihrem ersten Duett für die Bühne widmen sich Rodrigo Garcia Alves und Liz Rosenfeld neuen Wegen eines gemeinschaftlichen Hospizes. Dafür verweben sie Objekte, Geschichten, Projektionen und Fantasien und schaffen durch experimentelle Tanz-, Text- und Videopraktiken zukünftige Welten füreinander.
Aus Brasilien und den USA stammend, trafen sich Rodrigo und Liz vor fast einem Jahrzehnt in Berlin und begannen einen künstlerischen Austausch über die eigenen Wünsche, Erfahrungen und Geschichten, die mit einer queeren Position zu Tod, Sterben und Sterbebegleitung verbunden sind. Welche Möglichkeiten der Pflege gibt es während dieser Lebensphase für queere Communities und Familien, die nicht verwandt sind? Wie möchten wir in dieser verletzlichen Phase des Lebens gesehen und wahrgenommen werden?
Gemeinsam trafen sie sich mit verschiedenen Menschen, die sowohl auf pragmatische als auch auf kreative Weise mit dem Tod arbeiten, darunter ein Palliativmediziner, eine Sterbedoula, ein Chorleiter, eine Bondage-Expertin und ein Tattoo-Heiler. Inspiriert von diesen Gesprächen haben Rodrigo Garcia Alves und Liz Rosenfeld ihr aktuelles Hospiz gebaut, dieses Duett für die Gegenwart.
Grundlage dieser künstlerischen Arbeit bildet eine Residenz im Rahmen des Programms NEW TECHNIQUES I, die im November 2020 an den Sophiensælen stattfand.
LIZ ROSENFELD (geb. 1979, USA/DE) ist eine in Berlin lebende Künstlerin, die in den Bereichen Film/Video, Performance und persönlicher diskursiver Schreibpraxis arbeitet. Liz erforscht die Nachhaltigkeit emotionaler und politischer Ökologien, Cruising-Methoden und sowohl vergangene als auch zukünftige Geschichten, die mit der Art und Weise zusammenhängen, wie die Erinnerung in eine Warteschlange gestellt wird. Liz‘ Arbeit nähert sich dem Fleisch als nicht-binärem, kollaborativem Material, wobei sie sich speziell auf die Potenzialität von physischem Überfluss und Exzess konzentriert und sich Fragen nach der Verantwortung und dem Privileg, Raum einzunehmen, nähert. Ausgehend vom Persönlichen ist Liz‘ Schreiben in Fragen verwurzelt, die sich damit auseinandersetzen, wie queere Ontologien sowohl in politischen als auch in persönlichen Varianten heuchlerischen Begehrens verwurzelt sind. Liz ist eines der Mitglieder des in Berlin ansässigen Filmkollektivs nowMomentnow. Ihre Filme werden von Video Data Bank und LUX Moving Image vertreten.
RODRIGO GARCIA ALVES (BR/DE) ist ein in Berlin lebender Choreograf, Performancekünstler und Gründer der künstlerischen Plattform Studio Disorder. Nach seinem Studium der Theaterregie in Rio de Janeiro und einem Master in Solo Dance Authorship an der Universität der Künste Berlin arbeitet Rodrigo mit dem Konzept der künstlerischen Collage an den Schnittstellen zwischen autobiografischem Material, Theater, Tanz, Performancekunst und verschiedenen Arten von unsichtbarem Wissen aus dem globalen Süden. Seine Stücke wurden bereits in verschiedenen europäischen Städten und in Brasilien inszeniert. Er arbeitete auch als Kurator von Performing Art Events in Berlin und machte Dramaturgie für verschiedene Tanz- und Theaterkünstler in Deutschland und Brasilien. http://cargocollective.com/studio_disorder
PERFORMANCE, KONZEPT UND REGIE Liz Rosenfeld & Rodrigo Garcia Alves ORIGINAL-MUSIK Colin Self LICHTDESIGN Catalina Fernández KOSTÜME, BÜHNENBILD Cardo Matos DRAMATURGIE Season Butler KÜNSTLERISCHE BERATUNG Valerie Renay REQUISITENHERSTELLUNG Clarisse Canela SCHNEIDERIN Dores Maués KÜNSTLERISCHE ASSISTENZ An*dre Neely BONDAGE-EXPERTIN Dasniya Sommer KÜNSTLERISCHE ASSISTENZ/ HOSPIZARZT Christian Küllmei KÜNSTLERISCHE UNTERSTÜTZUNG/produktion Maicyra Leão VIDEOFILMER, TRAILER TINT Filmkollektiv PRODUKTIONSLEITUNG Joseph Wegmann
Eine Produktion von Liz Rosenfeld und Rodrigo Garcia Alves in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE Berlin und Kampnagel Hamburg. Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von #TakeAction. Das Stück ist eine Fortführung des Projekts HOSPICE, das Liz Rosenfeld und Rodrigo Garcia Alves im Rahmen einer künstlerischen Residenz in Zusammenarbeit zwischen dem Tanzhaus NRW und der Diakonie Düsseldorf erarbeitet haben. Medienpartner: Berlin Art Link, taz.die tageszeitung, tipBerlin